Jedes Jahr eine neue Chronik. Warum eigentlich? Das Programm der Prinzengarde ist doch naturgemäß fast immer das gleiche, da könnte man doch einfach auf das letztes Jahr verweisen. Jedes Jahr fängt mit dem 1. Januar an, aber fast nichts kommt so wieder wie es einmal war. Unser närrisches Jahr beginnt mit dem Sommerfest und zwei weiteren Konstanten: Der Mühlenteich und die Gäste.
Doch dann gibt es Nuancen, auf die man sich freut. Jedes Jahr oder fast jedes Jahr gibt es eine Taufe. Die Zahl der Täuflinge variiert und jedes Jahr sind es auch andere. Die Taufzeremonie ist die große Unbekannte, die Erwartungshaltung steigt von Jahr zu Jahr. Man vernimmt es schon am Geschnatter der Enten. Die Spannung wächst, den Taufpaten muss jedes Jahr was Neues einfallen, mit dem Mühlenteich verbunden, versteht sich.

So standen auch im letzten Sommer die Schaulustigen dicht gedrängt um den Teich, als drei Gestalten, ganz in hautengen blauen Kombina- tionen gepresst, erschienen. Aliens aus dem Weltall?, die vorbei an dem aus LKW-Reifen gebastelten Raumschiff, bestückt mit dem Prinzenpaar a.D. und dem Kanzler in prächtigen Kostümen, sich wie lahme Schnecken auf kleinen Ruhekissen in die Fluten stürzten und Glück hatten, dass bei diesem Manöver keiner von ihnen ertrank. Inzwischen waren kleine Enten auf dem Gewässer verteilt worden, auf die die Taufkandidaten die Jagd eröffneten, um möglichst viele von ihnen einzusammeln. Der eine kämpfte sportlich um jede Trophäe, der andere analysierte vorsichtig die Lage, der dritte schließlich, wohl nicht der Lage angemessen bekleidet, rettete sich zunächst an Land, um tief Luft zu holen. Das Wasser war wohl nicht sein Element, doch dann schoss er frierend ins kalte Nass zurück. Die Wasserschlacht tobte, schließlich galt es auch, die Exprinzessin trocken an Land zu bringen, wobei man – natürlich aus Versehen- die beiden Beschützer in ihren herrlichen Kostümen versenkte. Dennoch landeten alle wohlbehalten beim Kommandanten. Die Prüfung war bestanden, es war wieder einmal ein großartiges Erlebnis, jeder hatte seinen Spaß, das Buffet wurde eröffnet und die Gäste feierten mit der Garde noch viele Stunden.

Und dann kam sie doch noch die Gardetour, die, bestens organisiert, ein voller Erfolg wurde. Es ging u.a. nach Mainz ins Sportstudio des ZDF.

Die Sessionseröffnung findet für die Prinzengarde immer am Sonntag vor dem 11. 11. statt anlässlich des General- und Ordenappells vor unserem Gardequartier, der historischen Kaisermühle. Dann ziehen die Prinzgardisten unter den Klängen des Regimentsmusikzuges und dem Schwenken der Fahnen und Standarten in vollem Wichs, begleitet vom aufbrausenden Beifall der zahlreich erschienenen Senatoren, unter der Führung des Kommandanten Eric mit fröhlich aufsteigenden Helau-Rufen ein. Die Kommandantur, insbesondere der Kommandant, versteht es immer wieder mit viel Witz und guter Laune die schönsten Momente der vergangenen Session den Gardisten noch einmal vor Augen zu führen. Jetzt wird auch unsere Fahne gehisst, ein Unternehmen, das in jedem Jahr die gleichen Schwierigkeiten aufweist, aber dennoch unter der begleitenden Musik eines nicht mehr reduzierbaren Großen Zapfenstreiches zu Ende geführt wird. Die drei Böllerschüsse aus der Regimentskanone dokumentieren laut hörbar das Ereignis, auf das man sich so freute und kaum erwarten konnte: Die Session ist eröffnet – für die Garde.

Die jährlichen Beförderungen und die Aufnahme neuer Senatoren werden bei einem zischenden Bit in der Mühle zelebriert unter der Regie des 1. Vorsitzenden Guido Pockrandt. Unser Wirt und Senator Andreas serviert noch eine köstliche Mahlzeit und danach heißt es: Ende offen.

Der Festausschuß Viersener Karneval lädt zum 11.11. um 18.11 Uhr nach einem Umzug durch die Stadt mit einem ansprechenden Programm, aus dem die flotte, temperamentvolle, junge Düsseldorfer Sängerin herausragt. Der Senatspräsident präsentiert sich ein letztes Mal als Hoppeditz. Schade! Natürlich sind wir dabei, auch bei der Vorstellung des neuen Prinzenpaares und seiner Begleitung, die leider erst gegen Ende der Veranstaltung stattfindet. Man merkt, dass es sich bei den zukünftigen Tollitäten um aktive Karnevalisten aus der Funkengarde der Hoseria handelt und mit Andre I. und Sabrina I. ziehen wir zuversichtlich und voll freudiger Erwartung unter dem Motto: “Vierscher Jecke blieve am Ball” in die neue Session. Das Publikum hat die Veranstaltung gut angenommen, es darf so weitergehen.

Bald folgt auch schon die Prinzenproklamation, die mit dem Empfang des Prinzenpaares in unserem Gardehauptquartier eingeleitet wird, von wo es zu einer glänzenden Proklamation in die Festhalle geht. Hier bieten unsere Tänzer wieder eine herausragende Vorstellung und geleiten auch nach der Veranstaltung in voller Mannschaftsstärke das Prinzenpaar mit Gefolge von der Bühne. Vorher hatte sich noch unser Ehrenvorsitzender und Sitzungspräsident des Festausschußes Vierse- ner Karneval nach über 40jähriger Bühnentätigkeit verabschiedet. Das Publikum dankte ihm mit Blumen und nicht enden wollendem Applaus.

Die Weihnachtsfeier ist inzwischen zum Nußknackerfest mutiert. Berry und Pöffy stellten sich als doppele Nikoläuse vor, brillierten mit flotten Sprüchen – ein voller Erfolg.

Ein weiteres Highlight aus dem alten Jahr muss unbedingt noch erwähnt werden, denn wann erlebt so etwas schon, das amtierende Prinzenpaar gibt sich das Jawort auf dem Standesamt im Ortsteil Dülken in vollem Ornat und unter dem herzlichen Beifall einer Abord- nung der Garde und der Begleitung.
Die Garde begleitete im neuen Jahr das Prinzenpaar wie in all den Jahren zuvor zu einer Fülle von Veranstaltungen. Wir waren immer präsent und mit großer Freude dabei. Da kann man eigentlich keine Veranstaltung herausheben. Gerresheim wurde gestrichen aus Des- interesse der alten Freunde. Der Ausflug nach Brüggen zum Früh- schoppen war für die Brüggener zu früh, der Abend bei den Brachter Wasserratten hingegen wurde von beiden Seiten begeistert aufgenommen. Denkwürdig wie immer der Nachmittag im Kartoffelhaus bei deftigem Essen und dem bekannten Feuerwasser.

Da gab es noch Seniorennachmittage, Besuche der Kindergärten, närrischer Frühschoppen etc.

Hart wie gewohnt der Altweiberdonnerstag, zumal der Sturm aufs Stadthaus praktisch im Regen unterging. Unser Prinzenpaar schlug sich hervorragend in der Wasserschlacht. Nur schade für die vielen Zuschauer, die sich rechtzeitig eingefunden hatten.

Der Freitagabend, der sogenannte Offiziersabend im Kasino mit anschließender Galasitzung, erfüllte die kühnsten Träume mancher Gardisten. Alle legten sich mächtig ins Zeug und es war wieder einmal ein Höhepunkt in der Session.
Der Veedelszug im Rintgen, unser Tulpensonntagszug danach bei strahlendem Sonnenschein war nicht nur lang, sondern auch so stimmungsvoll und farbenprächtig wie selten.

Die After Zug Party war der krönende Abschluss einer prächtigen Session, auf der unser Prinzenpaar, zu Tränen gerührt, sich offiziell verabschiedete. Wir Prinzgardisten feierten traditionsgemäß mit unseren Frauen und Kindern ihre Absackerparty in der Kaisermühle.

Endgültig Schluss war es dann beim Fischessen am Aschermittwoch mit der Verabschiedung des Prinzenpaares im vertrauten Kreis und der Hoppeditzbeerdigung. Eine Träne im Knopfloch und ein hoffnungs- voller, erwartungsfreudiger Ausblick auf die kommende Session waren erlaubt.

Bis dann mit Dreemol Viersche Helau!