“So ist die Gewohnheit die große Führerin im menschlichen Leben.” David Hume (18. Jhdt.)

Da sitzt man auf dem gepackten Koffer und wartet auf den Marschbefehl für die Gardetour. Aber hat sie nicht im letzten Jahr auch später stattgefunden? Egal, sie kommt, da sind ja tüchtige Leute am Werk.

Doch dann bläst der Vorstand zum Sommerfest. Kein Problem, alles verläuft zu aller Zufriedenheit in den bekannten Bahnen: Das Prinzenpaar in spe, sein Gefolge, der Kanzler etc. Unruhig sind nur die Frösche und die Enten auf dem Kaisermühlenweiher. Sie kennen längst den Ablauf eines Sommerfestes der Garde und starren erwartungsvoll aus dem Wasser oder ziehen etwas ungeduldig ihre Bahnen.

Doch alles ist im grünen Bereich. Keine Kadetten, keine Taufe. Da fehlt einem einfach etwas. Es will aber auch keiner ins Taufbecken springen, nicht mal zum Spaß.

Im November können wir dann endlich die neue Session 2012/13 eröffnen anlässlich unseres General- und Ordenappells in unserem Gardehauptquartier Kaisermühle. Die Zahl der anwesenden Senatoren ist beeindruckend ebenso wie das Hissen unserer Fahne durch die drei neuen Kadetten. Da will unser Oberjägermeister Jacki unter der Assistenz von Fahnen-Ralf nicht zurücktreten und böllert uns mit einem dreifachen Knall in die neue Session.
Ralf erhält vom Kommandanten eine kleine weiße Fahne mit Malstiften zum Auftragen der Embleme – so ganz aus dem Kopf -, da ihm die Schwenkfahne irgendwie verloren gegangen war.

Unser Kommandant Eric, wie immer und nicht nur an solchen Tagen in Hochform, hat Geburtstag und verliert ein Fass Bier durch eine Wette. Was soll’s, weiter so, die Garde hat immer Durst.

Beförderungen und Neuaufnahmen von Senatoren wie jedes Jahr und die Verleihung der Silbernen Medaille für 30 an einem Abend getrunkenen “Schierker” an unseren Schweizer Rudi, der sich wohl an jene Schlacht kaum noch erinnern kann. Ein gelungener Tag mit viel Spaß und fast zum Schluss der Auftritt unseres “Belcanto” Christof mit der “Müllerin”, in Gestik, Tonlage und Stimmgewalt bis heute unerreicht.

Der 11.11. fällt auf einen Sonntag und das auch noch bei strahlendem Sonnenschein. Das bringt viel Volk auf den Neumarkt, wo die Garde vorsichtshalber dem Kommandanten eine regensichere Überdachung mit Thron gebaut hat, für alle Fälle, eine Loge. Der Hoppeditz erwacht, das Prinzenpaar in spe erscheint mit Gefolge auf der Bühne, die Garde tanzt und freut sich auf die neue Session, denn wir wissen ja, dass der zukünftige Prinz viel Humor und Witz hat, schlagfertig ist und von einer charmanten Prinzessin aus dem Rahser unterstützt wird. Da kann eigentlich nichts schief gehen.

So feiern wir auch mit ihnen nach dem Empfang in unserem Gardequartier Kaisermühle ihre Proklamation und Kürung in der ausverkauften Festhalle: Dirk I. und Annemarie I.

Unser neuer Tanz schlägt voll ein, die neuen Kräfte wirken belebend, das Publikum ist begeistert. Der Übergang von Tanzoffizier Jo (Classen) zu Tanzoffizier Andreas (Dr. Pesch) klappt reibungslos wie geschmiert.

Ein Kompliment an die Truppe. Zum Schluss der Veranstaltung erscheint die komplette Garde auf der Bühne, tanzt zu Ehren des Prinzenpaares ihre klassische Zugabe und begleitet das Prinzenpaar mit Gefolge aus die Halle.
Das Kinderprinzenpaar wird auch schon im November im Rahser gekürt und die Weihnachtsfeier nennen wir in diesem Jahr Nussknackerfest, wohl wegen der Schlampen im letzten Jahr. Diesmal erscheint der Nikolaus im traditionellen Gewand, wohingegen Knecht Ruprecht sich in eine dünne Ganzkörperabdeckung gepresst hat.

Das neue Jahr führt uns zwecks Wagenabnahme zu Mercedes, wo die Dülkener den Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen sind. Schwungvoll starten wir ins neue Jahr. Wir besuchen eine Gesellschaft nach der anderen. Da unser Prinzenpaar aus dem Rahser kommt, sind wir dort mehrmals vertreten. Aber die anderen Gesellschaften kommen auch nicht zu kurz, das ist unsere Aufgabe, die wir gerne mit dem Prinzenpaar und dem Gefolge erfüllen.
Wir freuen uns über drei neue Kadettenanwärter, junge, gute Leute.
Da Mercedes die Kleinbusse nicht mehr zur Verfügung stellt, fahren wir mit einem großen Bus zu den Auftritten, das fördert die Gemeinschaft. Aus dem Rahmen fällt der Auftritt unseres neuen Tanzpaares, aus einer Wette geboren zur Freude aller Närrinnen und Narren: Sandra und Johnny. Sie ernten stürmischen Beifall.
Der Besuch bei den Brachter Wasserratten ist wieder ein Erlebnis: Ursprünglicher Karneval.

Seit Jahrzehnten sind wir bei der Gerresheimer Bürgerwehr auf dem Gericus-Platz zum Biwak vertreten. Danach schlägt die Stunde der Absacker, zuerst in Gerresheim bei Schumacher, dann im Kartoffelhaus in Viersen. Wer sich später noch daran erinnern kann, hat wohl nicht an jener ominösen Schierkerstunde teilgenommen.

Die Prinzengarde der Stadt Aachen besucht uns auf unserem karnevalistischen Frühschoppen, freundschaftliche Bande, die seit langem bestehen. Natürlich nehmen wir, nachdem wir am Morgen schon viele karitative und Sponsorenauftritte absolviert haben, am Sturm auf das Stadthaus mit vollem Einsatz teil. Der Altweiberdonnerstag ist bei all dem Spaß, den man zweifellos hat, hart, denn am späten Abend geht es noch zum Möhneball ins Rahser und unsere Tanzgarde zeigt jedes Mal ihren unermüdlichen Einsatzwillen.

Am Freitag vor Karneval erleben wir nach der Wagenabnahme unseren von allen ersehnten Kasinoabend im Gardequartier. Nach einem genussreichen Abendessen startet unsere Herrensitzung mit einem Bombenprogramm und vielen Überraschungen. Jedes Jahr erleben wir eine Steigerung, kaum zu glauben. Kurz vor Karneval landen wir noch in Lobberich, wo unser Senator Helmut Schatten eine zweite Residenz hat, zur “Schnitzeljagd”.

Der Tulpensonntag ist der Höhepunkt unseres Viersener Karnevals, Senatorenfrühstück, Veedelszoch im Rintgen und um 14.11 Uhr unser großer Tulpensonntagszug. Danach seit einiger Zeit die After-Zug-Party in der Festhalle, die begeistert angenommen wird und den Abschluss bildet wie in jedem Jahr unser Familienfest in der Kaisermühle.
Wenn sich auch das meiste regelmäßig wiederholt, so ist es doch immer aufs Neue ein Erlebnis, das kein echter Karnevalist missen möchte. Und manch einer vergießt eine echte Träne auf der Hoppeditzbeerdigung und sehnt die neue Session herbei.

Also bis dann.

Viersche Helau!
Euer Ehrenvorsitzender