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Die Garde stellt innerhalb von 24 Stunden ein neues Prinzenpaar – Chronik der Session 2002/2003

Kurz vor der offiziellen Vorstellung des neuen Prinzenpaares trat dieses aus persönlichen Gründen zurück. Da läuteten die Alarmglocken beim Festausschuß.
Der Senatspräsident und der Kanzler, beide Mitglieder der Prinzengarde, standen in ständiger Verbindung und es gelang ihnen dank der Mithilfe einiger Gardisten im Besondern und der Prinzengarde im Allgemeinen innerhalb von 24 Stunden ein neues Prinzenpaar zu präsentieren: Uwe und Anke Backes aus der Prinzengarde.

Die Garde hatte Wort gehalten, in Notfällen einzuspringen und das in einer Situation, in der alle unter großem Zeitdruck standen. Der Kostümschneider und der Ordenshersteller der Garde (Kreiten aus Köln) konnten in letzter Minute die notwendigen Änderungen vornehmen.

Insgesamt aber war es eine großartige Leistung der Prinzengarde, die auch allerseits Anerkennung fand. So konnte die Garde auch im Dezember in aller Ruhe den 40. Geburtstag von Dr. Andreas Pesch feiern.

Die obligatorische Weihnachtsfeier fand zum ersten Mal im Gardequartier Kaisermühle statt.

Der Erfolg der Garde schien viele zu beflügeln, so heiratete der Kommandant und Kanzler Wolfgang Laufs am 30. Dezember 2003 in aller Stille seine Exprinzessin Antje Paulsen, was die Gardisten veranlasste, am ersten Sonntagmorgen des neuen Jahres um 10 Uhr zu einer Überraschungsgratulationscour mit einem Frühstücksgeschenk im Hause Laufs aufzutauchen.

Die Notlösung Prinzenpaar aus der Garde erwies sich als ein Volltreffer. Uwe und Anke rissen alle Narren mit ins Reich des Frohsinns und der Freude.

Das neue Highlight: Die Prunk- und Herrensitzung – Chronik der Session 2001/2002

Das Jahr 2001 bescherte der Garde neben dem routinemäßigen Ablauf noch einige Höhepunkte mit dem Besuch der “Närrischen Hitparade des WDR” in der Philippshalle in Düsseldorf, der Geburtstagsfeier des Kommandanten Wolfgang Laufs (50) in der Brüggener Klimp, dem Empfang bei Trienekens durch den Chef Helmut Trienekens persönlich und dem Besuch im Düsseldorfer Landtag.

Absolutes Highlight war jedoch die 1. Prunksitzung (Herrensitzung) der Prinzengarde in der Kaisermühle nur für Gardisten und ganz von ihnen gestaltet in Einzel- oder Gruppendarbietungen, vom Festkomitee mit Themen versehen, die von den Gardisten ausgearbeitet und vorgetragen wahre Freudenausbrüche hervorbrachten. Es präsidierte das Dreigestirn Benden, Schläger, Tillmanns in vollem Ornat. Begleitet wurden die Auftritte von der Sitzungskapelle “Delbos Trio. Es verseht sich, dass der triumphale Einmarsch unter dem unbeschreiblichen Jubel der Gardisten vom Regimentsmusikzug gestaltet wurde. Das war Karneval pur, wo Karnevalisten auf närrische Art ihr eigenes Dasein und ihr jeckes Umfeld auf die Schippe nahmen, ein Riesenspaß, auch deshalb, weil ein jeder seinen närrischen Beitrag leistete.

Im Sommer zog die Prinzengarde in Uniform bei der Königsparade der St. Peter und Paul Bruderschaft im Bockert auf, deren 1. Vorsitzender der Gardist Horst Uebel ist und dessen Sohn und Tochter, Bernhard und Julia Uebel, ein strahlendes Königspaar darstellten.

Beim 80. Geburtstag ihres Senators Hans Peters, des großen Einzelkämpfers mit Hut im Zug, war die Garde auch vertreten, freute sich auf dem Sommerfest über die farbige Sängerin “Akis schwarze Perle” und die Fertigstellung der Wagenhalle.
Auf dem General- und Ordensappell wurde Exprinz Horst Uebel neuer Standartenträger, der den verdienten Exprinzen Hans Quacken ablöste, welcher diesen Posten jahrzehntelang zu vollster Zufriedenheit aller Kameraden innegehabt hatte. Eine vorgesehene Garde-Gala musste wegen des schrecklichen Terroranschlages vom 11. September abgesagt werden.

Ausnahmsweise waren die Gardisten noch oder schon wieder aktiv beim 66-jährigen Jubiläum der Roahser Jonges am 30.12.01.
Die Regimentstöchter der Prinzengarde entwickelten sich allmählich zu einem Problem. Julia Uebel dankte ab, Corinna Terhaag kam, tanzte aber nur einen Winter.

Als vorübergehende Lösung fand die Wagenabnahme 2002 in einer von Metz/Zaum neu gebauten Halle statt.

Die 2. Prunk- und Herrensitzung der Prinzengarde in der Kaisermühle wurde wieder ein voller Erfolg unter dem Motto: “Olympiade des Karnevals für das Jahr 2003”. Zunächst gab es eine Juxbeförderung für alle, dann startete das Programm unter der musikalischen Begleitung des Delbos Trios, wobei die einzelnen Länder ihre Olympiabewerbung präsentierten, geleitet vom Festkomitee im Frack. Eine runde Sache, geprägt von Jux und Frohsinn, die alle Beteiligten begeisterte.
In der Session war der Gardetanz ein weiterer Höhepunkt, dem Einsatz des Tanzoffiziers Jo Classen zu verdanken. Einstudiert wurden die Tänze nunmehr seit Jahrzehnten von Inge Fauth. Jo Classen schied aus beruflichen Gründen aus dem Vorstand aus, Eric Tillmanns wurde Stellvertretender Kommandant.

Die Prinzengarde besetzte auch wichtige Posten beim Festausschuß. So wurde Georg Metz Stellvertretender Senatspräsident und Wolfgang Laufs Kanzler, eine sinnvolle Lösung, da ja die Garde am stärksten im Prinzenspiel involviert ist.
Im August wurde die neue Wagenhalle eingeweiht, wozu auch der Präsident des Bundes Deutscher Karneval Franz Wolf und der Präsident des Regionalverbandes Linksrheinischer Karneval sowie die Bürgermeisterin Marina Hammes begrüßt werden konnten. Der Gardewagen und der Wagen des Senatorenclubs der Prinzengarde hatten nun eine neue Heimat gefunden. In dem in die Halle integriertem Karnevalsarchiv ist die Prinzengarde auch mit einer Fülle von Exponaten vertreten. In den letzten Jahren konnte sich die Garde über den Zuwachs vieler junger Leute freuen. Die Folge war, dass es Hochzeiten fast am laufenden Band gab.

So stand 2002 die des Stellvertretenden Kommandanten auf dem Programm, wobei die Garde vor der Kirche Spalier bildete wie es sich ja bei einer so hoch gestellten Persönlichkeit wohl von selbst versteht.

Die Umstellung des Regimentsmusikzuges durch das Ausscheiden von Herrn Kremers und seinen Leuten aus der Bläsergruppe bedingt, konnte kurzfristig ohne Verluste vollzogen werden, so dass mit zum Teil neuem Personal kräftig weitergeblasen werden durfte.

In der folgenden Session zeigten die Gardisten im inoffiziellen Teil bei “De Molveren Dei” ungeahnte Standfestigkeit bei einer ganz speziellen Art des Sekttrinkens.

Zum ersten Mal fuhr das Prinzenpaar mit kleiner Gardeabordnung ins Essener Rathaus zu einer närrischen Sitzung, eine neue, aber durchaus erfreuliche Erfahrung.

Bei den Karnevalisten gibt es zum Glück immer etwas Neues, was nicht immer auf Begeisterung stößt. So kam es zu einem Prinzentreffen auf dem Mönchengladbacher Flughafen und einem Gardetreffen in der Brüggener Klimp. Da war es schon bedeutender, dass der 2. Vorsitzende Guido Pockrandt mit Hilfe einiger Gardisten einen “Kinderwagen” für den Nachwuchs der Garde baute, der auch gleich zur Freude der Kleinen im Tulpensonntagszug 2003 lief und in der neuen Wagenhalle untergestellt werden konnte.

Das Interesse an der Prinzengarde nahm auch mit der Zeit zum Glück nicht ab, ganz im Gegenteil, zum ersten Mal konnte noch eine ganze Reihe von neuen Senatoren mitten in der Session aufgenommen werden. Zum ersten Mal fand die traditionelle Wagenabnahme des FAVK in der neuen Wagenhalle statt wie immer mit der Prinzengarde und ihrem Regimentsmusikzug, womit dieses Problem auch gelöst war und das unterstrich noch einmal wie wichtig der Hallenbau für den FA, aber auch für die Gesellschaften war.

Die 3. Gala- und Herrensitzung fand unter dem Motto statt: “Karneval is överall” (oder wie die Prinzengarde es sieht) und bereitete allen wieder große Freude, wobei schon ein gewisser Perfektionismus in den Darbietungen festzustellen war.
Im März feierte der 2. Vorsitzende Guido Pockrandt seinen 40. Geburtstag im Bitchen.

Auf dem Sommerfest wurde intern das designierte Prinzenpaar Michael (Senator) und Heidi Luyten vorgestellt.

Bei der Taufe von Michael Metz sprudelten die Hauptverantwortlichen Uwe Backes und Dr. Andreas Pesch geradezu von neuen Ideen.

Mit Schwung ins neue Jahrtausend – Chronik der Session 1999/2000

Mit Wolfgang I. (Laufs) und Antje I. stellte die Garde wieder einmal das Prinzenpaar und zusammen mit der reizenden Damenbegleitung und den furiosen Pikkolos feierte sie eine turbulente Session und hatte u.a. auch einen aufsehenerregenden Auftritt im Düsseldorfer Landtag, was sie vor allen Dingen auch der ganz in “rot” gekleideten Tanzformation “Die Pikkolos”, ständige Begleitung des Prinzenpaares, mit ihren verführerischen Tänzen zu verdanken hatte.

Seit einigen Jahren begleiteten schon früh am Altweiberdonnerstagmorgen einige Gardisten das Prinzenpaar zu Welle Niederrhein und Radio 90,1. Es sollte wirklich erwähnt werden, dass dieser Tag bis in die Nacht hinein mit Terminen vollgespickt war, die Garde auch noch beim Sturm aufs Rathaus tanzte, und immer zur Stelle war.

Die Garde besuchte zum ersten Mal die “K.G. De Molveren Dei” in Breyell, für beide Seiten ein Ereignis der besonderen Art, weil hier “auf dem Land” richtig urwüchsige Freude getankt werden durfte.

Seit Leo Tack sich 1992/93 aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hatte, fand die Wagenübernahme auf dem Gelände der Firma Prangenberg & Zaum statt, beide Mitglieder der Prinzengarde, organisiert und gesponsert vom Elferrat und den Senatoren der Prinzengarde, dem Senatorenclub, der sich auch finanziell am Hallenbau beteiligt hatte und einen eigenen Wagen im Tulpensonntagszug führte.
Am Tulpensonntag verstirbt nach längerer Krankheit unser Gardist und lieber Freund Claus Dinsing, dem die Garde gerade in den Zeiten des Aufbaus viel zu verdanken hatte und der allen ein guter Freund und echter Kamerad war, ein herber Verlust.

Die Garde engagiert sich beim Hallenbau – Chronik der Session 1998/1999

Für das Jahr 1999 bestätigten die Gardisten die hervorragende Arbeit des Tanzoffiziers und Stellvertretenden Kommandanten Jo Classen.

Man löste das Wagenproblem, indem man den Dülkener Prinzenwagen kaufte, an dem allerdings einige Umbauten vorzunehmen waren, die noch in demselben Jahr abgeschlossen werden konnten.

Auf dem Sommerfest wurde zum ersten und bisher letzten Mal ein Senator getauft, nämlich Axel Wedekind, weil der vorgesehene Täufling kurzfristig absagen musste.

Die Garde engagierte sich auch finanziell beim geplanten Bau der Wagenhalle und des Archivs des FAVK, initiiert durch ihren 1. Vorsitzenden und Senatspräsidenten des FAVK, Dr. G. Weinforth, der zu diesem Zweck den Förderverein Brauchtum Karneval e.V. ins Leben rief.

Die Prinzengarde trennt sich vom Elferrat – Chronik der Session 1994/1995

Die Prinzengarde, die in ihrer großen Mehrheit schon seit einiger Zeit für eine Trennung vom Elferrat war ( aufgrund der völlig verschiedenen Aufgabenstellung), beschloss die Loslösung am 27. April 1994 und wurde am 25. Mai 1994 als selbständige Gesellschaft in den Festausschuß aufgenommen.

Jetzt waren die Mitglieder der Prinzengarde im Festausschuß stimmberechtigt und konnten auch in Ämter gewählt werden. Sie waren mit Dr. Günter Weinforth als Senatspräsident und Leo Tack als Kanzler im Senat vertreten.

Die Prinzengarde wählte einen Vorstand, gab sich eine Satzung und wurde als Prinzengarde der Narrenherrlichkeit Viersen in das Vereinsregister eingetragen.
Die ersten Vorstandswahlen ergaben das folgende Ergebnis:

  • Vorsitzender: Dr. Günter Weinforth
  • Stellvertretender Vorsitzender: Dr. Roland Hille
  • Kommandant: Alwin Solbach (Leiter der aktiven Garde)
  • Stellvertretender Kommandant: Wolfgang Laufs
  • Zahlmeister: Klaus Benden (Verwalter der Kasse)

Hans Quacken repräsentierte die Garde im Senat des FAVK. Die Prinzengarde wurde noch 1994 Mitglied im Bund Deutscher Karneval (BDK) und im Regionalverband Linksrheinischer Karneval (LRK), dessen Vizepräsident ihr 1. Vorsitzender schon 1983 war.

Weiterhin ersetzte man eine Seite der Standarte durch das alte Viersener Stadtwappen. Für die Senatoren des Elferrates und der Prinzengarde war jetzt auch eine völlig neue Situation entstanden, nämlich die Frage, welcher der beiden Organisationen sie sich anschließen sollten. Die überwiegende Mehrheit der Senatoren entschied sich für die Prinzengarde, einige für eine Doppelmitgliedschaft. Damit konnte die Förderung des Prinzenspieles durch den Beitrag der Senatoren auch für die Zukunft sichergestellt werden.

Die Selbständigkeit der Prinzengarde und die damit verbundene positive Darstellung in der Öffentlichkeit wirkten auf viele, die dem Winterbrauchtum zugetan waren, so anziehend, dass der Kreis der Senatoren ständig zunahm und damit natürlich auch die Möglichkeiten, das Prinzenspiel noch attraktiver zu gestalten. Ab November 1994 konnte das Prinzenpaar in einer großen Galasitzung, der Prinzenproklamation, in der Festhalle zu Beginn der Session gekürt werden, weil die Gesellschaften diesem Termin zugestimmt hatten.

Prinzenkürung (bisher im November) und Prinzenproklamation (bisher Dienstag vor Karneval) wurden so wie früher zusammengelegt zu Gunsten des Prinzenpaares und der Gesellschaften, weil letztere mit dem Einmarsch des Prinzenpaares mit Gefolge und Prinzengarde durch die Tänze der Garde, des Tanzpaares und der Regimentstochter und bisweilen auch durch die Darbietungen des Regimentsmusikzuges einen kostenlosen attraktiven Programmpunkt geboten bekamen, der die Prinzengarde und ihre Senatoren auch finanziell forderte.

Viersens Karneval blüht auf – Chronik der Jahre 1929 – 1930

1929 fand auch der erste Rosenmontagszug in Viersen statt und die berittene Prinzengarde in schmucken Uniformen bildete den Schluss, gefolgt von Prinz Karneval Peter I., umjubelt von seinen Anhängern“.

Am 24. Oktober 1929, dem „ Schwarzen Freitag „, bricht in New York die Börse zusammen. Der „Crash“ in der Wall Street stoppt die Wirtschaft in aller Welt. Deutschland ist zahlungsunfähig aufgrund der Reparationszahlungen. Die Folgen sind Depression und Deflation. Das bedeutete auch schwere Zeiten für die Karnevalisten.

Doch schon früh 1930 rüsteten die „Große“ und die Prinzengarde für die laufende Session. Gerade in schlechten Zeiten ist es die Aufgabe der Karnevalisten, Frohsinn und Freude zu verbreiten, damit die Menschen ihre Sorgen und Nöte wenigstens für einige Stunden vergessen. Das war die Einstellung der Gardisten, ausgedrückt durch den Präsidenten der Großen Viersener Willi Henk.

Die Prinzengarde war natürlich bei allen Galasitzungen der Großen Viersener vertreten und “in ihren Galauniformen brachten die Prinzengarde und deren schneidiger Präsident uns dann noch einige ‘Rubedidupps’ bei, die mit ihrem Kauderwelsch immer neue Lachsalven zündeten (28.01.30)”. 1930 fand kein Rosenmontagszug in Viersen statt “wegen der finanziellen Belastung, vor allen Dingen der allgemeinen Notlage wegen”.

Doch wie meistens in schlechten Zeiten wurde überall in Viersen mächtig Karneval gefeiert. Eine närrische Sitzung jagte die andere, ein Kostümfest folgte auf das andere: Blitzlichter (RV Blitz 02), Quartettverein, KG Mekkerbrüder 1930, D.H.V.,VTV 1848 etc. Die Stimmung war in allen Sälen prächtig, wie überall vermeldet wird.

Doch auch in den allgemein fröhlichen rheinischen Gefilden hatten die Narren gegen manche Widrigkeiten anzukämpfen. Ein immer wiederkehrendes Thema war die leidige “Maskeradenabgabe” oder “Maskensteuer”.

“Darunter fallen Entstellungen des Gesichts oder Verkleidungen des Körpers”. Ausgenommen davon waren der Bart, den man sich vorher wachsen ließ, das Monokel, die geschminkte Wange, die Blume im Smoking. Die Stadt wollte damit das Defizit im Haushalt stopfen, obwohl die Bearbeitung die Einnahmen auffressen würde, wie es die Experten voraussagten. Ein Schildbürgerstreich?

Jedenfalls waren die Vereine zunächst geschockt, hatte man doch schon längst mit den kostspieligen Vorbereitungen für die Kostümbälle begonnen. Die Einstellung der Stadtväter förderte auch nicht den Gedanken an einen weiteren Rosenmontagszug. Hatte man 1828 das Tragen von Masken auf der Straße verboten, gab es 1930 in Viersen doch keine Maskensteuer, weil die Regierung sie nicht für “angängig” hielt.

Auch in Dülken wurde sie nicht genehmigt, doch hatte dort im Gegensatz zu früheren Jahren bis zum 8. Februar keine närrische Veranstaltung stattgefunden und viele Jecken waren nach Viersen abgewandert und das alles wegen der drohenden Maskensteuer. Die folgenden Äußerungen sollen unterstreichen, was zumindest einige Stadträte vom Karneval hielten. Sie konnten Einfluss auf die Vergabe der Festhalle nehmen und diese war für die Narren lebensnotwendig.

Im November 1930 gab es eine hitzige Debatte im Viersener Stadtrat zum Thema Karneval.

Da gab es folgende Anträge:

  • Frau Direktor Mießen: Die Große Viersener soll alle karnevalistischen Vergnügungen unterlassen.
  • Der Stadtverordnete Feikes: Man soll ein Tanzverbot erlassen, keine Polizeistundenverlängerungen erteilen.

Zum Glück für die Narren waren die Anträge zu spät gestellt worden, die Halle war bereits vergeben, die Gefahr von Regressansprüchen zu groß. Damit schloss der Vorsitzende die öffentliche Sitzung, es wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit im Interesse aller Beteiligten weitergetagt.

Die Geburtsstunde der Prinzengarde

Am 26. Januar 1929 trat die Große Karnevalsgesellschaft Viersen mit einer Galaprunksitzung an die Öffentlichkeit. Josef Küppers und Karl Seepe dichteten und vertonten den ersten Viersener Büttenmarsch.

Der Hoppeditz mit Narrenstab und Schelle führte den Elferrat, Viersener Büttenredner und wie man damals zu sagen pflegte Kanonen aus dem Kölner Karneval wie Karl Küppers und Willy Ostermann auf die Bühne. So etwas hatte es bis dahin in Viersen noch nicht gegeben. Die Begeisterung war auf Anhieb riesengroß.

Ende Januar 1929 konnte die „Große“ es nicht länger geheim halten. Die Viersener Zeitung berichtet am 25. Januar 1929: “In voller Größe und mit aller Ehre wird am Samstag, den 26. Januar 1929 der Prinz Karneval in der Städtischen Festhalle von der Großen Karnevalsgesellschaft von 1928 eingeführt, wobei er von einer eleganten P R I N Z E N G A R D E umgeben sein wird”. Da war die Neugierde geweckt, man fieberte dem Samstag entgegen.

Wer war der Prinz, wer die Prinzengardisten? In einer überaus prunk- und stimmungsvollen Sitzung wurde der erste Prinz Karneval unserer Heimatstadt Viersen Peter I. (Neef) proklamiert und die “erstmalig in Erscheinung tretende Prinzengarde unter dem Kommando des Herrn Hermkes zog auf der Festhallenbühne auf”. Die Prinzengarde bestand aus Peter Hermkes Kegelklub.

Das war die Geburtsstunde der Prinzengarde der Narrenherrlichkeit Viersen, damals noch fest in der „Großen“ integriert. Und sie hinterließ einen hervorragenden Eindruck. “Die Prinzengarde, bei der auch nicht das ‘Mariechen’ (damals natürlich noch ein Mann) fehlte, machte in ihrer schneidigen goldverschnürten Uniform einen adretten Eindruck, und die Narrenschar jubelte der Ehreneskorte des Prinzen stürmisch zu”.

Große Karnevalsgesellschaft Viersen 1928

Die mächtig aufblühende Stadt Viersen verfügte über eine ausgezeichnete Infrastruktur, blühende Industrie, Verkehr, kulturelle Einrichtungen etc., war vom Kreis vollständig unabhängig in finanzieller Hinsicht und sie war kommunalpolitisch tonangebend in der ganzen Umgebung. Da wollten die Narren nicht nachstehen und den in einen Dornröschenschlaf verfallenen Karneval hellwach küssen. Schon am 31. Januar 1928 gründete man die Große Karnevalsgesellschaft Viersen.

Die Ziele waren klar formuliert: Pflege des Karnevals in Viersen als rheinisches Volksfest Der Straßenkarneval soll die Viersener in der Stadt halten, Besucher von auswärts anziehen Der Frohsinn soll in weite Kreise der Bevölkerung getragen werden Närrische Veranstaltungen sollen weit über Viersens Grenzen wirken Durch den werbenden Charakter des Karnevals für die Stadt erhoffen die Narren die Unterstützung der Stadtverwaltung und der Geschäftswelt.

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